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5 Kunden, die dem Antiquar den Tag retten: Eine Art Gegendarstellung

Im letzten Beitrag ging es um Kundenanfragen, die im Antiquariat als Schlechte-Laune-Garanten gelten dürfen. Das hat bei einigen Kollegen für Wiedererkennung und Erheiterung gesorgt, uns aber auch Schelte eingetragen. Zurecht!
Schließlich ist es nicht unbedingt guter Stil, sich über diejenigen zu mokieren, deren Hände einen füttern.

Nun haben wir hier bei der Krull GmbH nie behauptet, so richtig guten Stil zu haben, aber als kritikfähig wollen wir doch gelten. Um also das antiquariatskosmische Gleichgewicht wieder herzustellen, möchte ich heute etwas Nettes über unsere vielen netten Kunden schreiben – denn die gibt es natürlich auch! (Sonst würde das ja kein Mensch aushalten.)

Hoffnungslos Bibliophile
Der Trend geht ja zum günstigen Gebrauchtbuch: In Zeiten nicht enden wollender gratis Datenfluten, von offenen Bücherschränken und stadtviertelweise sich stapelnden „Zu verschenken“-Bücherkisten ist es gar nicht so einfach, irgendjemanden davon zu überzeugen, überhaupt mehr als Münzgeld für ein auch noch gebrauchtes Buch auszugeben (um hier das treffende Wort des Kollegen T. zu leihen). Umso mehr geht einem das Herz auf, wenn plötzlich wie aus dem Nichts ein Kunde in gleichsam berieben glänzendem Ledereinband – ähh, Verzeihung, glänzender Rüstung angeritten kommt und sich mit entrücktem Lächeln in die Erstausgabe des Grimmschen Wörterbuchs verliebt. Und diese dann kauft. Nur so zum Beispiel.

Stammkunden
Je nach Grummeligkeitsgrad des Antiquars soll es ja auch immer mal wieder Kundenrückmeldungen ungefähr dieses Wortlauts geben: „Nie wieder kaufe ich ein Buch bei Ihnen!“ – „... zum letzten Mal bei Ihnen bestellt!“ – „Unerhört!“ usw. Zum Glück gibt es aber auch einige Wiederholungstäter, die treu und unermüdlich Bücher bestellen. An dieser Stelle sei all diesen guten Menschen für Ihre Geduld und Treue gedankt! Sie nähren in uns den Gedanken, irgendetwas vielleicht doch nicht so ganz falsch zu machen.

Orchideenprofessoren
In vielen Antiquariaten, insbesondere in solchen, die nicht beinhart auf einen ganz bestimmten Bereich spezialisiert sind und daher ohnehin nichts anderes verkaufen als sagen wir einmal frühägyptische Kochbücher, sondern, karikaturesk gesprochen, irgendwie alles außer Tiernahrung feilbieten, kennt man das: Man hat plötzlich ein Buch vor der Nase zu einem eher trockenen, immerhin aber sehr orchideenhaften Thema. Man freut sich schon, denn kein Kollege bietet das gute Stück an. Also stellt man es zu einem hohen, selbstverständlich aber sehr angemessenen Preis ein – und wartet. Dann wartet man noch ein bisschen länger und nach ein paar Jahren hat man das Buch entweder vergessen oder bekommt schlechte Laune bei der Lagerinventur. Und dann kommt plötzlich eine Bestellung von einem Lehrstuhl an irgendeiner chinesischen Universität, von der man noch nie gehört hat. Dann geht die Sonne auf.

Dankbare Finder
Antiquarinnen und Antiquare sind ja gewissermaßen Schatzsucher. Vom sinnbildlichen Pfandflaschensammler bis zum Diamantensucher sind sozusagen alle Level vertreten, Fakt und allen gemeinsam ist: Irgendwie sammeln wir alle alten Kram und hoffen, dass ihn jemand brauchen kann. Und manchmal kommt das vor: Dann findet jemand im Bestand ein Buch, das sie oder er schon lange gesucht hat, und freut sich richtig. Wenn man das als Verkäufer dann miterleben darf – das ist schon schön.

Zufriedene Kunden
Grundsätzlich ist Feedback eine feine Sache: Man lernt etwas über sich und erhält die Chance, sich weiterzuentwickeln. Das Blöde am Feedback: Meistens erhält man es, wenn jemand unzufrieden war. Das heißt, der Anteil an negativem Feedback ist in der Regel höher als der an positivem Feedback. Man kennt das selbst: Kaum jemand schreibt einen Kundenbrief, wenn er insgesamt zufrieden war, doch wer sich schlecht behandelt, benachteiligt, zurückgesetzt fühlt, der will seinem Ärger Luft machen und sich ordnungsgemäß beschweren. Aber manchmal passiert es eben doch und ein zufriedener Kunde lässt einen wissen, dass das Buch schnell da / gut verpackt / besonders schön oder gar der Service besonders freundlich war. Das freut dann auch den grummeligsten Antiquar.

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